HNF2.0?! – Überlegungen zu Vergangenheit und Zukunft eines modischen Forschungsansatzes (HNR2.0?! - Thoughts on Past and Future of a Fashionable Research Approach)

Daniel Reupke - Forschungsinstitut für Musiktheater, Universität Bayreuth /Historisches Institut, Universität des Saarlandes

 

Rund zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass die Soziale Netzwerkanalyse (SNA) Eingang in den Methodenkatalog der Geschichtswissenschaft fand. Heute dort sicher etabliert, bleibt für die Netzwerkforscher der ersten Stunde die Frage, was von den Ambitionen eines ehemals innovativen Ansatzes übriggeblieben ist. Gleichzeitig müssen im Hinblick auf die zwischenzeitlich eingetretenen theoretischen und methodologischen Fundierungen und Ausdifferenzierungen (u.a. Düring 2015), sowie das revolutionär veränderte informationstechnologische Potential die neuen Möglichkeiten der Historischen Netzwerkforschung herausgearbeitet werden. Der geplante Werkstattbericht möchte anhand eines abgeschlossenen (Kredit im Netz – Netzwerke der Kreditvergabe in einer ländlichen Grenzregion des 19. Jahrhunderts, seit 2005) und eines geplanten (Musikernetzwerke und Musiknetzwerke – das Beispiel Georg Philip Telemann, seit 2015) Projektes, die teilweise gescheiterten Ansätze der Analysen der HNF1.0 mit den neu erwachsenen Möglichkeiten der HNF2.0 kontrastieren. In dem Projekt zur Kreditvergabe wurde unter anderem versucht, automatisierte Personenidentifikationen durchzuführen, indem Akteure aus Urkunden mit den Einträgen in Familienbüchern verknüpft werden sollten, um den Vorgang der Kreditvergabe als soziales Phänomen zu erklären (vgl. Clemens/Reupke 2008 und 2011). In dem Projekt zu Georg Philipp Telemann sollen in zwei Etappen die Korrespondenznetzwerke des bedeutenden Komponisten und ersten Musiknetzwerkers (vgl. die Quellenedition von Grosse; Jung 1972) offengelegt und in einem entfernter liegenden (möglichst vollautomatisierten) dritten Schritt der Einfluss dieser Netzwerke auf sein musikalisches Schaffen herausgearbeitet werden. Die aus dem Vergleich entstehenden Anregungen sollen vermeiden helfen, den Netzwerkansatz nur wegen einer angenommenen Mode anzuwenden, um stattdessen die Entfaltung des vollen Potentials der 2.0-Version der Historischen Netzwerkforschung zu fördern.


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